Mitte letzten Jahres habe ich für Misses Cherry anlässlich des Kreativblogger-Wichtelns von LunaJu einen eigenen Taschenorganizer entworfen. Völlig unabhängig von Tutorials und fertigen Schnittmustern habe ich überlegt, welche Größe und “Funktionen” ein solcher Organizer für mich haben müsste. Dabei herausgekommen ist ein verhältnismäßig kleiner Organizer – denn ich trage nicht immer einen Shopper oder Turnbeutel mit mir herum, der aber gerade groß genug ist, um ein Standard-Filofax unterzubringen. Außerdem hat er unzählige kleine “Nippes-Täschlein” für alles was Frau eben so braucht.
Als grienfietsen nun zum Taschen-Sewalong aufrief und den Januar unter das Motto “Gut organisiert ins neue Jahr” stellte, fiel mir eben dieses Täschlein wieder ein, denn selbst hatte ich mir noch kein Exemplar genäht. Schon damals wollte ich draus eigentlich ein Tutorial oder ein FreeBook machen. Also habe ich mir dieses Mal die Kamera an den Nähtisch gestellt und versucht möglichst viele Schritte festzuhalten. Genäht habe ich aus einem Rest Wachstuch und verschiedenen alten Jeans kombiniert mit einem Dekostoff mit Urlaubsmotiv – so kommt gleich gute Laune auf, wenn ich das Täschlein aus der Handtasche hole.
Das Schnittmuster besteht nur aus Rechtecken. Wenn du Druckerpapier sparen möchtest, kannst du dir also einfach direkt die folgenden Maße zzgl. Nahzugabe auf den Stoff übertragen. Wenn du lieber mit einer Schablone arbeitest, findest du hier das Schnittmuster inkl. 0,7 cm Nahtzugabe.
Schnittteile und Maße
Schnitteil | Maße (Höhe x Breite) | Anzahl |
---|---|---|
Haupttasche und Futter | 23 x 16 cm | 2 x aus Außenstoff 2 x aus Innenstoff 2 x aus Vlies |
Verschlusslasche | 10 x 5 cm | 1 x aus Außenstoff 1 x aus Innenstoff 1 x aus Vlies |
Boden | 5 x 23 cm | 1 x aus Außenstoff 1 x aus Innenstoff 1 x aus Vlies |
Seitenteil | 16 x 5 cm | 2 x aus Außenstoff 2 x aus Innenstoff 2 x aus Vlies |
kleine Aufsatztasche | 23 x 8 cm (im Bruch) bzw. 23 x 16 cm | 1 x aus Wunschstoff 1 x aus Vlies (ohne Bruch, also nur halb so hoch) |
große Aufsatztasche | 23 x 11 cm (im Bruch) bzw. 23 x 22 cm | 1 x aus Wunschstoff 1 x aus Vlies (ohne Bruch, also nur halb so hoch) |
Alle hier angegebenen Maße sind noch OHNE Nahtzugabe. Diese kannst du nach Belieben selbst ergänzen. Im Schnittmuster zum Ausdrucken ist bereits eine Nahtzugabe von 0,7 cm enthalten. Wenn du lieber mit einer breiteren Nahtzugabe arbeitest, kannst du auch einfach die Schnitteile ohne grauen Rand drucken und die Nahtzugabe selbst auf dem Stoff ergänzen..
Material
Die Menge des Stoffs hängt natürlich maßgeblich davon ab, wieviele Zusätze du annähen willst. Grundsätzlich bietet sich der Organizer wunderbar zur Resteverwertung an – z. B. von alten Jeans, Tischdecken u. ä.
Für die Haupttasche gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wenn du einen sehr dünnen Baumwollstoff verwendest, kannst du für einen möglichst stabilen Stand Decovil light oder S320 verwenden – bei Jeans reicht auch H250. Wenn es lieber etwas mehr Volumen haben soll (und auch bei den Aufsatztaschen bevorzuge ich diese Variante), kannst du H630 oder H640 verwenden.
Wenn du eine oder mehrere Reißverschlüsse einnähen willst, empfehle ich Reißverschlüsse in der Länge 20 cm.
Für den Verschluss habe ich Kam Snaps/Color-Snaps * verwendet. Natürlich kannst du aber auch Knöpfe annähen und ein Knopfloch auf die Laschen nähen oder mit Magnetverschlüssen arbeiten.
Anleitung
Schneide alle Teile wie beschrieben zu und bügel auf die Außenteile das Vlies auf.
Reißverschlusstasche
Ich habe sowohl an der Außentasche (hinten) als auch innen je eine Reißverschlusstasche eingenäht. Selbstverständlich kannst du selbst entscheiden, wieviele Aufsatz- und Reißverschlusstaschen wo eingebaut werden. Die Reißverschlusstasche geht über die komplette Höhe und Breite der Tasche. Wir legen also ein Futterstoff für die Reissverschlusstasche rechts auf rechts auf das entsprechende Stück Außen- oder Innenstoff. Wenn du das Schnittmuster ausgedruckt hast, kannst du die Position von dort direkt übertragen. Ansonsten misst du 4,5 cm vom oberen Rand und zeichnest mittig eine 17 cm lange Linie. 1 cm darunter zeichnest du parallel eine zweite Linie und verbindest die beiden Strecken nun an den Außenseiten. Dieses Rechteck nähst du nun nach.
Anschließend müssen wir mittig innerhalb dieses Rechtecks der Länge nach einen Schlitz schneiden – aber nur bis jeweils 1 cm vor dem Ende. Von dort schneiden wir jeweils schräg in Richtung der Ecken bis ganz knapp vor der Naht. Ich hoffe das ist soweit verständlich? Denn davon habe ich leider vergessen ein Foto zu machen 🙁 Aber wenn du dir nicht sicher seid, schau doch mal im Reißverschluss-Tutorial von Pattydoo vorbei.
Anschließend wendest du den Futterstoff durch den Schlitz hindurch, so dass die beiden Stoffe nun rechts auf rechts liegen. Um den Reißverschluss anzubringen finde ich es immer hilfreich mit Stylefix zu arbeiten – das ist ein ganz schmales doppelseitiges Klebeband, dass sich in der Wäsche auswäscht. Ob wir das Klebeband neben dem Schlitz oder am Reissverschluss anbringen, ist wohl eine Geschmackssache. Ich habe es direkt neben den Schlitz geklebt:
Darauf fixiere ich zunächst von Innen den Reißverschluss, dann wende ich das Schnitteil und korrigiere nochmal von außen, so dass der Zipper auch schön parallel zu den Linien verläuft. Anschließend wird der Reißverschluss knappkantig festgenäht. Das geht entweder mit einem Kantennähfuß – dann wird es ganz knappkantig – oder mit dem normalen Nähfuß und einer ganz nach links gestellten Nadel. Im letzten Fall sieht das dann so aus:
Und so von innen:
Die überstehenden Enden des Reißverschlusses kannst du anschließend abschneiden. Zu guter Letzt legen wir ein weiteres Stück Futterstoff rechts auf rechts auf die so entstandene Innenseite der Tasche und stecken sie fest. Ich nutze dafür gern Wonderclips – das geht für mich einfach schneller als mit Nadeln zu hantieren.
Aufsatztaschen
Wieviele und welche Aufsatztaschen du verwenden möchtest und wo diese angebracht werden, hängt natürlich ganz von deinen Bedürfnissen ab. Geplant ist aber zumindest eine kleine und eine große Aufsatztasche auf der Vorderseite. Wenn du das Schnitteil im Bruch zugeschnitten hast, bügelst du auf die eine Hälfte spätestens jetzt das Bügelvlies und klappst die zweite Hälfte dann darüber. Ich habe in diesem Fall H640 verwendet, da ich den Volumeneffekt beim Absteppen gern mag. Da mein Stoff ein spezielles Muster hat, habe ich ihn nicht im Bruch zugeschnitten, sondern in zwei Teilen, bei denen ich an der oberen Kante jeweils noch eine Nahtzugabe hinzugefügt habe. Die obere Kante habe ich anschließend noch abgesteppt.
Anschließend habe ich die kleine Aufsatztasche auf die große Aufsatztasche gelegt (noch ohne Haupttachen-Teil) und beide Teile mit einer Naht in der Mitte von oben nach unten verbunden. So entstehen zwei kleine halb so breite Aufsatztaschen und eine große Aufsatztasche. Zu guter Letzt legen wir die Aufsatztaschen auf die Haupttasche:
Auf die gleiche Weise kannst du eine oder mehrere der Taschen innen anbringen. Bitte denk aber daran: Je mehr Taschen, desto mehr muss eure Maschine leisten und desto schwieriger wird das Wenden.
Verschlusslasche
Für die Verschlusslasche nähen wir die beiden Schnittteile rechts auf rechts an drei Seiten zusammen. Wenn du einen Magnetverschluss verwenden willst, musst du diesen vorab anbringen – das Anbringen eines Kam-Snaps erkläre ich im späteren Verlauf noch. Anschließend kürzen wir die Ecken, so dass sie sich beim Wenden schöner ausformen lassen. Auch die Nahtzugaben habe ich in diesem Beispiel zurückgeschnitten, da die Kombination aus Decovil, Jeans und Wachstuch doch seeeeeehr fest geworden ist 😉 Die Ecken lassen sich beispielsweise gut mit einem China-Stäbchen oder einer Häkelnadel ausformen.
Wenn du die Lasche gewendet hast, steppen wir sie noch knappkantig an den drei geschlossenen Kanten ab – das sieht hübsch aus und verhindert, dass sich nachher etwas unschön verschiebt.
Verschlüsse
Die Tasche ist so geplant, dass die Verschlussbreite Variabel ist. Das heißt, wenn ich beispielsweise ein Filofax darin transportiere, kann ich nur den oberen Knopf verwenden. Möchtest du den Organizer aber eher für “Kleinkram” verwenden, kannst du die Tasche weiter schließen, indem du die Lasche und unteren Knopf verwendest. Wenn du vorab weist, dass dir einer von beiden Knöpfen reicht, musst du natürlich auch nicht beide anbringen.
Wenn du das Papier-Schnittmuster verwendet, legst du zum Anbringen der Kam Snaps das Schnittmuster der großen Aufsatztasche auf die genähte Aufsatztasche und stichst mit einer Ahle mittig durch den pinken Punkt. Wichtig: nur durch die Aufsatztasche, nicht durch den Hauptstoff (das erkennt man auf dem nachfolgenden Bild leider nicht). Wenn du kein Papiermuster hast, misst du 1,5 cm von der oberen Kante der großen Aufsatztasche und stichst dort ein.
Anschließend stecken wir von hinten das Kam-Snap-Teil mit dem Dorn durch das Loch und stecken von oben ein Druckknopf-Unterteil auf den Dorn. Ich nutze zum fixieren eine Prym-Vario-Zange * mit dem Color-Snaps-Aufsatz *.
Anschließend verfahren wir mit dem oberen Knopf auf der Haupttasche genauso. Der Punkt liegt 3,5 cm zzgl. Nahtzugabe von der oberen Kante entfernt.
Auch hier wird ein Unterteil entsprechend angebracht:
Das dazugehörige Oberteil kommt nun an die gewendete Lasche. Der Verschluss wird mit einem Abstand von 1,5 cm von der unteren Kante angebracht. Wenn du das Schnittmuster verwendet, klapp dir am besten die Nahtzugabe der kurzen Seite weg, dann kannst du den Stoff bündig anlegen und wieder durch den Pinken Punkt stechen.
Hier muss natürlich jetzt der Teil mit dem Dorn von oben/außen durch die Lasche gesteckt werden und ein Druckknopf-Oberteil von Innen aufgesteckt werden.
Unsere Verschlüsse sind nun alle angebracht, wir können also alle Teile zusammensetzen.
Taschenteile zusammensetzen
Wir nehmen uns zunächst ein Hauptteil und den dazugehörigen Boden und stecken die langen Kanten aufeinander. Jeweils 1 cm vom Rand entfernt habe ich mir kleine Markierungen eingezeichnet, denn wir dürfen nicht bis ganz an den Rand nähen – wieso seht ihr später 🙂
Das zweite Hauptteil nähen wir im Grunde genau auf die gleiche Art und Weise an – lassen aber in der Mitte eine Wendeöffnung. Wie groß diese ausfällt, hängt davon ab, wie dick und steif deine Tasche ist – mindestens 5 cm sollten es sein. Ich musste beim Wenden nochmal ein Stück auftrennen, weil sich die Tasche nicht wenden ließ.
Nun geht es an die Seitenteile. Zunächst stecken wir die lange Seite des Seitenteils an die kurze Seite des Hauptteils. Dadurch, dass wir zwischen Boden und Hauptteil 1 cm Luft gelassen haben, können wir den Boden nun einfach um die Ecke “drehen” und an der kurzen Seite des Seitenteils feststecken. Anschließend drehen wir die nächste Ecke wieder auf und können so die zweite lange Seite des Seitenteils feststecken. Wichtig beim Zusammennähen ist nun, dass wir wieder nur bis 1 cm vor dem (unteren) Rand nähen und alle Teile wegklappen, die nicht mitgenäht werden sollen.
Nach der ersten Naht verriegeln wir ordentlich und klappen dann alle Stoffteile weg, die nicht in die untere Naht gehören – es wird nu die kurze Kante des Seitenteils mit der kurzen Seite des Bodes verbunden, so wie es hier mit den Wonderclips markiert ist.
Wenn alle Strecken genäht sind, sollte es so aussehen:
Auch hier können wir wieder die Ecken einkürzen, damit sich die Tasche später schöner ausformen lässt. Genauso verfahren wir auch mit der Außentasche, nur dass wir hier natürlich keine Wendeöffnung benötigen.
Vor dem Zusammensetzen müssen wir uns nur noch markieren, wo die Lasche befestigt wird. Dafür wenden wir die Außentasche auf rechts und markieren uns die Mitte der Rückseite und die Mitte der Verschlusslasche. Diese beiden Markierungen müssen aufeinandertreffen. Vom Knopf sehen wir den Verschlussteil, nicht die glatte Seite. Diese kurze Strecke stecken wir gut fest – wenn du dich sicherer fühlst, kannst du die Lasche auch mit einer kurzen Naht innerhalb der Nahtzugabe fixieren.
Die Tasche stecken wir nun in die Innentasche, so dass die rechten Stoffseiten aufeinanderliegen und die spätere Vorderseite auf Vorderseite trifft, Rückseite auf Rückseite und die Kanten genau aufeinander liegen. Die obere Kante stecken wir nun rundherum gut fest.
Da ich nun doch einige Lagen zu nähen hatte und die Tasche durch das Decovil und Wachstuch ziemlich starr geworden ist hatte meine Nähmaschine besonders an den Ecken ganz schön zu kämpfen – und ich gleichermaßen. Hier hilft nur Geduld, langsam nähen und immer wieder korrigieren. Wenn wir diese Naht geschafft haben, können wir die Tasche wenden und sehen unser (fast) fertiges Werk.
An der Innentasche müssen wir jetzt noch die Wendeöffnung schließen. Dafür ziehen wir entweder die Innentasche nach außen und stecken die Kanten gut aufeinender fest um eine knappkantige Naht mit der Maschine zu setzen – oder wir nehmen Nadel und Faden zur Hand und schließen die Wendeöffnung mit einem Matratzenstrich.
Die obere Kante können wir noch rundherum absteppen. Bei mir ging das zuletzt aber nicht mehr, daher habe ich nur die langen Kanten, soweit es geht abgesteppt und die kurzen Seite mit jeweils einer Niete fixiert. Zum Organizer in Jeans-Optik passt das für meinen Geschmack sogar noch besser als eine Naht.
FERTIG 🙂
Ich hoffe das Tutorial hat euch gefallen? Soll ich noch irgendein Bild oder eine Erklärung ergänzen? Habt ihr Verbesserungswünsche oder -ideen? Ich freue mich auf euer Feedback.
Verlinkt bei: RUMS, Taschen-Sew-Along von greenfietsen, Mount Denim ade! – Jeans-Recycling 2016 von Stichydoo, TT – Taschen und Täschchen
Schnittmuster: Taschenorganizer-Tutorial von annimamia
Stoff/Material: Alte Jeans und ein Rest Wachstuch, Decovil Light, Volumenvlies H640, Bumwollstof “Paris & Love” von Wunderland der Stoffe (Dawanda) *
Vielen lieben Dank für das tolle Tutorial!!
Vielleicht traue ich mich jetzt mal an so ein Teil:-).
Liebe Grüße, Sonja.
Guten Morgen, finde leider nicht das komplette Schnittmuster, kannst du mir helfen, der taschenorganizer “Taschenoholik” sieht super aus, Danke schön
Ohje, danke für den Hinweis! Da ist tatsächlich in der PDF etwas abhanden gekommen. Ich habe die PDF gerade neu hochgeladen, jetzt sollten die Links wieder stimmen.