Warum sind viele von uns eigentlich so unglaublich selbstkritisch? Wieso können wir ein Lob oftmals nicht einfach annehmen, ohne uns klein zu reden?

Bestimmt fühlt sich hier nicht jede*r angesprochen, aber mir ging es gerade erst kürzlich so, dass ich Abends von einem (ehrenamtlichen) Einsatz der Malteser zurückkam. Ich hatte von morgens um 10 bis Abends um 20 Uhr mit nur kurzer Unterbrechung für Feuerwehr- bzw. Rettungskräfte Essen und Trinken ausgegeben. Abends kam mein Mann zu mir und sagte mir, dass er stolz auf mich sei und ich das toll gemacht hätte. Und ich? Ich habe meine Leistung und mich kleingeredet. Ach, ich hab doch nur Essen ausgeteilt. Da war doch nix dabei. Das hätten ja auch andere hinbekommen. Schließlich hab ich nicht meine Leben riskiert oder eines gerettet. Dass ich fast 10 Stunden an diesem Tag mit meiner Arbeit dafür gesorgt hatte, dass es den anderen Rettungskräften gut geht, damit sie ihre Energie auffüllen können und eben nicht aufgrund von Hunger oder Durst umkippen, daran verschwendete ich keinen Gedanken. Oder dass eben neben mir kaum andere Kräfte da waren, die mal eben ihre Arbeitsstelle verlassen konnten, um zu helfen (der Dank gilt wiederum meinem Arbeitgeber).

Am nächsten Tag berichtete ich auf der Facebook-Seite meiner Gliederung von unserem Einsatz. Als persönliche Nachricht zum Geschriebenen bekam ich “Guter Beitrag” … und wartete gedanklich eine halbe Stunde auf das “Aber…”. Statt mich über das Lob zu freuen, stand ich eher unter Anspannung.

Und dann denke ich zurück. Vor ein paar Wochen habe ich das Hörbuch “So viel Freude, so viel Wut” von Nora Imlau gehört. Darin ging es unter anderem darum, dass Kinder lernen dürfen, ihre Gefühle zu regulieren, aber NICHT zu unterdrücken. Und in dem Moment gewann ich die Erkenntnis, wieso es mir persönlich so schwer fällt ein Lob einfach einmal dankend anzunehmen. Denn ich selbst habe als Kind die Erfahrung gemacht, dass ein an mich gerichtetes Lob einer Lehrkraft in der Regel Mobbing durch die Mitschüler*innen nach sich zog. Und so lernte ich unbewusst, dass ich mich über das Lob gar nicht erst zu freuen brauche, war es doch im Anschluss mit so vielen negativen Gefühlen verbunden. Mit dieser Erkenntnis versuche ich jetzt an mir zu arbeiten. Auch wenn ich in oben genanntem Beispiel wieder einmal in die “Falle” getappt bin und mich selbst klein gemacht habe, reflektiere ich im Anschluss meine Gedanken und Gefühle und komme so Schritt für Schritt weiter.

Ich bin mir sicher, so geht es nicht nur mir. Fällt es dir leicht, ein Lob anzunehmen? Und zwar wirklich “unkommentiert”? Egal welchen Lebensbereich es betrifft?

Und wie bekomme ich nun den Bogen zu meinem Bild? 😉 Ich übe mich in Annahme und Dankbarkeit und fülle meine “Bauchtasche voll Glück” von Lotte & Ludwig * mit guten Gedanken und Gefühlen. Tatsächlich war die Bauchtasche einen Teil des Tages mit an der Einsatzstelle und begleitet mich seit einigen Wochen regelmäßig. Die Tasche ist im Rahmen meiner #nähdasdingfertig Challenge entstanden.

Happy Sewing,

deine


Quellen, Links, etc.

Schnitt: Bauchtasche voll Glück von Lotte & Ludwig *

Stoff und Zubehör: Reste von Aurora Stripes und Baumwollstoff mit blauen Sternen (Fibremood) von Poshpinks; Jeansstoff vom Stoffmarkt; Reißverschlüsse, Steckschnalle, Schieber und Schlüsselbandrohlinge in Kupfer/Rosegold von Snaply; Reflektorpaspel in Dunkelblau auf Etsy *