Ich bewerbe mich gern bei Probenähen für Schnitte, die mir gefallen. Ich bin ein visueller Mensch und bewerbe mich daher auch nur, wenn ich schon grob weiß, was genäht werden soll und ich mich damit identifizieren kann bzw. glaube, dass es zu meinem Kleidungsstil passt. Ich bin in keinem Stammteam und freue mich immer, wenn ich für die verschiedensten Schnittmusterersteller und mit verschiedensten Gruppen von Damen probenähen darf.

Un so kam es, dass LimeNox kürzlich für ihr neues Shirt Wilma * noch speziell nach einer Größe 44 suchte. Gemäß Maßtabelle war ich das (auch wenn ich es nicht gern zugebe :-P) und so hatte ich das Glück kurzfristig noch mittesten zu dürfen.

Der Schnitt

Der Shirt-Schnitt Wilma * hat im Brustbereich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Shirt “Martha” von Milchmonster. Mit dem stand ich seinerzeit schon auf Kriegsfuß, denn Schnitte, die eine Teilung unter der Brust haben, muss ich meist anpassen/verlängern. Aber auch das gehört ja zu einem Probenähen 🙂 Also habe ich mich fleißig in allen Richtungen vermessen und letztendlich das vordere und hintere Oberteil um etwa 4 cm verlängert. Für das Unterteil habe ich die Longsleeve-Länge gewählt. Irgendwie traue ich mich an Sweatkleider nicht so recht heran bzw. habe Angst wie eine kleine Tonne auszusehen (was mir ja auch beim Kleid Manon so ähnlich passiert ist). Den Rückenbereich habe ich in der Version ohne Falten zugeschnitten, da ich Bedenken hatte aufgrund meines Hohlkreuzes und der Körperfülle nachher auszusehen wie Quasimodo 😉 😛 Die Ärmel hingegen habe ich unverändert gelassen.

Der Stoff

Als Stoff habe ich einen ganz einfachen schwarzen Sommersweat gewählt. Ich muss gestehen, dass ich so viele Sweat-Stoffe von so vielen Stoff-Dealern im Schrank habe, dass ich leider nicht mehr weiß, wo ich genau diesen nun gekauft habe. Dazu habe ich ein glattes schwarzes Bündchen aus meinem Vorrat vernäht. Das passte besser zum Sweat als geripptes und ist trotzdem wunderbar dehnbar. Gerade bei Probenähen möchte ich zumindest für das erste Teil nicht immer gleich neue Stoffe kaufen, sondern auch mal Bestände abarbeiten.

Ab an die Nähmaschine

Die Falten im Vorderteil habe ich gesteckt und wollte sie auch zunächst ganz artig knappkantig mit der Nähmaschine fixieren. Dabei ist aber ein solcher Fadensalat entstanden, dass ich doch wieder ganz “mutig” direkt an die Overlock bin. Mit etwas Übung und langsamem Nähen funktioniert das auch 🙂 Zusammengenäht sind alle Schnittteile dann wirklich zügig und ich hielt schon nach kurzer Zeit das (noch ungesäumte) Ergebnis in den Händen.

Problemzönchen

Dann vor dem Spiegel aber die erste Enttäuschung: Die Brustnaht hätte vielleicht doch etwas höher sitzen können, die Taille war mir im Vergleich zu den Beispielbildern nicht tailliert genug und im Rücken stand das Shirt ab. Ich habe halt keine Standardfigur, die genau in irgendwelche Maßtabellen passt. Aber auch dafür sind Probenähen ja da: Um zu zeigen, wo etwas noch nicht 100 % sitzt und um anderen später auch Tipps zu geben, was man ändern kann. Denn von der Stange kann ja jeder – viele von uns nähen aber, um eben genau solche “Problemzönchen” perfekt einzukleiden. Oder?

Ich genieße ja nun den Luxus mit Mam(i)a in einem Haus zu wohnen, also bin ich mit meiner Wilma und einem Nadelkissen in den 1. Stock marschiert und habe das Shirt abstecken lassen. Das Ergebnis: In der Taille habe ich die Kurve nachher von 44 auf 40 gezeichnet und unterhalb der Taille wieder auf die 44.

Shirt Wilma von LimeNox

Im Rücken hat Mam(i)a mir außerdem zwei Abnäher gesteckt. Am Zuschneidetisch habe ich mir selbige nochmal genauer angesehen und konnte genau meine (ebenfalls geänderten) Abnäher von der Manon in den Schnitt übernehmen.

Fazit

Jetzt bin ich mit meiner Wilma rundherum zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass mit Puff-Ärmel stehen könnten und meine Wilma kommt dieses mal ganz unspektakulär ohne Bling-bling oder Plottermotiven daher. Aber genau deswegen mag ich sie so. Und ich bin sicher: Es war nicht die letzte, die ich genäht habe 🙂

Wenn also mal ein Schnitt nicht gleich auf Anhieb sitzt: Nicht verzweifeln. Such die eine liebe (Näh-)Freundin und lass dir beim Abstecken helfen. Denk dran die Änderungen im Schnitt zu markieren. Und dann bin ich mir sicher, dass auch du DEIN perfektes Schnittmuster in den Händen hältst. Und Unikate sind doch sowieso viel besser als Uniformen, oder? 🙂

Liebe Grüße,
deine

annika-unterschrift-2


Verlinkt bei: Rums, crealopee
Schnittmuster: Shirt Wilma von LimeNox * (kostenlos im Rahmen des Probenähens zur Verfügung gestellt)
Stoffe: schwarzer Sommersweat, schwarzes glattes Bündchen

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